"Wir wollen als fairer Arbeitgeber gesehen werden"
Interview mit HEWI-Personalleiter Martin Krämer
Produkte von HEWI (Heinrich Wilke GmbH) hat jeder schon einmal in der Hand gehabt: Das 1929 gegründete Familienunternehmen in Bad Arolsen stellt Tür- und Fenstergriffe sowie Sanitärausstattungen her, insbesondere auch für behinderungsgerechte Bäder. HEWI beschäftigt rund 500 Männer und Frauen, darunter schwerbehinderte Mitarbeiter: Die Beschäftigungsquote liegt über 7 Prozent. Das Unternehmen muss deshalb keine Ausgleichsabgabe zahlen.
Herr Krämer, in den vergangenen Jahren haben Sie durchgängig mehr behinderte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beschäftigt als gesetzlich vorgeschrieben. Ist das Teil Ihrer Unternehmensstrategie?
Martin Krämer: Wir versuchen, eine Kultur zu leben. Dazu gehört die Frage: Wie gehen wir mit unseren Mitarbeitern um? Das ist Teil unserer Unternehmensphilosophie. Dazu gehören ein hoher Standard im Gesundheitsmanagement und in der Arbeitssicherheit. Wir tun viel für die Gesundheit unserer Beschäftigten. Neben ergonomischen Arbeitsplätzen setzen wir auf Bewegung, auf Belastungswechsel und vor allem auf Kommunikation. Und: Wir schauen auf die Stärken und nicht auf die Schwächen der Menschen.
Was haben Sie getan, um eine Beschäftigungsquote von über 7 Prozent zu erreichen?
Martin Krämer: Nicht die Quote steht im Vordergrund. Ansprechpartner für die Anliegen unserer schwerbehinderten Mitarbeiter sind neben den Führungskräften die Schwerbehindertenvertretung, der Betriebsarzt und wir als Personaler. Gemeinsam – teils auch mit externen Experten – analysieren wir die Gegebenheiten und kümmern uns um Maßnahmen und Fördermittel. Dabei beziehen wir unsere Mitarbeiter mit ein. Kommunikation und Transparenz sind der Schlüssel.
Sie zahlen keine Ausgleichsabgabe. Spielt diese Kostenersparnis eine Rolle?
Martin Krämer: Wir sehen die Vorteile eher woanders. Motivation und Gesundheit wirken sich auch wirtschaftlich aus. Dann haben wir zum Beispiel weniger Reklamationen. Unseren hohen Qualitätsanspruch können wir nur so realisieren. Deshalb setzen wir auf Nachhaltigkeit, Kontinuität und Kompetenz. Viele unserer Mitarbeiter haben langjährige Berufserfahrung. Hinzu kommt: Wir stellen barrierefreie Produkte her. Das wollen wir auch nach innen leben. Wir möchten als fairer und zuverlässiger Arbeitgeber wahrgenommen werden.
Welche Leistungen des Integrationsamtes sind für Sie besonders interessant?
Martin Krämer: Technische Hilfsmittel sind für uns besonders wichtig. Gute Erfahrungen haben wir mit einem Jobcoaching gemacht. Qualifizierungsmaßnahmen und Lohnkostenzuschüsse sind für uns wertvoll. Und Präventionsgespräche, wenn sich die gesundheitliche Situation eines schwerbehinderten Mitarbeiters verändert hat. Auch die Arbeit der Integrationsfachdienste ist sehr hilfreich. Die psychosoziale Betreuung unterstützt die schwerbehinderten Beschäftigten zusätzlich, wenn Veränderungen anstehen.