Landespreis für "Traumjobs"

Landespreis für "Traumjobs"

Tim Wunder ist der Lagermeister: Er stapelt Säcke mit Gips und Quarzsand, sortiert Schrauben und räumt Holz, Fliesen und andere Baumaterialien in die richtigen Regale. Im Fuhrpark tankt er die Fahrzeuge auf und lädt Material für die Baustellen auf den Hänger. Und er hat sogar den Baumaschinen-Führerschein erlangen können. Dabei kann Tim Wunder kaum lesen und schreiben. Beim Bauunternehmen Haaß im nordhessischen Frielendorf-Todenhausen ist der 31-Jährige ein geschätztes Mitglied des Teams – ebenso wie Nils Bindhammer, der die Firma seit drei Jahren als Bauhelfer unterstützt.

Im Lager des Bauunternehmens Ralf Haaß GmbH & Co. KG ist Tim Wunder in seinem Element.

Die vorbildliche Integration wurde 2024 mit dem Hessischen Landespreis für beispielhafte Beschäftigung und Integration schwerbehinderter Menschen ausgezeichnet. „Die Preisträger beweisen, was bei der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung möglich ist“, lobte Arbeits- und Sozialministerin Heike Hofmann bei der Preisübergabe. Auf dem Weg dorthin gab es viel Unterstützung vom Landeswohlfahrtsverband, der – als investive Maßnahme für die Neuschaffung von Arbeitsplätzen – einen Bagger und einen Radlader finanzierte.

Firma gab ihm eine Chance

2013 ergriff Tim Wunder die Initiative: Er wollte raus aus der Werkstatt in Hephata, wo er in der Montage gearbeitet hatte. Und die Firma Haaß gab ihm eine Chance – zum Einstieg mit einem Praktikum. Dadurch lernte das Unternehmen einen zuverlässigen, hilfsbereiten und sehr ordentlichen Mitarbeiter kennen, der sich nützlich machte, wo er konnte. Unternehmensgründer Ralf Haaß sagt aber auch: „Es ist nicht immer alles einfach.“ Tatsächlich brauchte Tim Wunder drei Jahre, um den Baumaschinen-Führerschein zu schaffen.

Tims ausgeprägter Ordnungssinn kommt dem Lager sehr zugute. Dort räumt er nicht nur Rohre, Kabel und Zement in die richtige Ecke. Er sorgt auch dafür, dass Asphaltschneider, Rüttelplatten, fahrbare Schubkarren und Bagger immer sauber sind, leert die Mülleimer und fegt den Hof. Sein Lieblingsgefährt ist der Gabelstapler. Wenn er auf das Fahrzeug steigt, um schwere Säcke in die hohen Regale zu hieven, strahlt er über das ganze Gesicht.

Der 31-Jährige gehört schon lange selbstverständlich zur Belegschaft des Familienunternehmens mit seinen 46 Mitarbeitern. Die Kollegen sammelten sogar für den Kauf eines Mini-Autos mit einer Höchstgeschwindigkeit von 25 Stundenkilometern, mit dem er Material zu den Baustellen fahren kann. Es wurde dann vom Integrationsamt bezuschusst.

Nils Bindhammer: Anhänger-Führerschein als Ziel

„Die Kollegen sind alle in Ordnung“, sagt auch Nils Bindhammer, der ebenso wie Tim Wunder aus einer Werkstatt von Hephata kam. Inzwischen war er schon auf vielen Baustellen des Unternehmens. Seine Kollegen sind froh, wenn er Kies und Erde schippt, Tapeten abreißt oder bei Malerarbeiten hilft. Und er ist auch richtig gut darin, mit dem Radlader zu rangieren. Jetzt will er noch – mit finanzieller Unterstützung des LWV – den Anhänger-Führerschein machen.

Nils Bindhammer unterstützt seine Kollegen beim Bauunternehmen Ralf Haaß als Bauhelfer.